Feste verbinden die Menschen; Presseinterview mit Bilkay Öney

Veröffentlicht am 22.06.2013 in Politik

IM GESPRÄCH: Integrationsministerin Bilkay Öney kommt am Sonntag zum 1. Interkulturellen Fest in den Schlossgarten

Wenn am Sonntag, 23. Juni, von 10.30 bis 18 Uhr im Schlossgarten erstmals ein Interkulturelles Fest gefeiert wird, dann wird auch die Integrationsministerin des Landes Baden-Württemberg, Bilkay Öney, mit dabei sein. Sie spricht um 11 Uhr zur Eröffnung. Ihr ist das Fest so wichtig, dass sie sogar an ihrem Geburtstag nach Schwetzingen reist.

Übrigens hat das Land einen gewichtigen Anteil daran, dass jeder Bürger an diesem Fest teilnehmen kann, es hat an diesem Tag einen kostenlosen Eintritt in den Schlossgarten genehmigt. Die Anregung zum ganzen Fest und zum Gratiseintritt kam übrigens vom Grünen-Landtagsabgeordneten Manfred Kern. Wir haben mit der Ministerin vorab über die Symbolkraft solcher Veranstaltungen und über die Integration im Land gesprochen.

SZ: In Schwetzingen hat ja Kurfürst Carl Theodor vor 250 Jahren eine Moschee in den Schlossgarten bauen lassen - als Zeichen seiner Weltläufigkeit. Wie sehen Sie es heute, wenn Moscheebauten auf Widerspruch von Bürgern treffen?

Bilkay  Öney: In Baden-Württemberg leben rund 650 000 Muslime. Sichtbares Zeichen ihres Glaubens sind die Moscheebauten in vielen Städten und Gemeinden des Landes. Inzwischen weichen die sogenannten Hinterhof-Moscheen zunehmend Neubauten. Es entstehen Gemeindezentren, oftmals mit anspruchsvoller Architektur, die orientalische und moderne Stile miteinander verbinden. Im Südwesten gibt es gute Beispiele, wie Neubauvorhaben konstruktiv von allen Akteuren begleitet wurden. Hier waren von Anfang an Verwaltung, Bürgerschaft, muslimische Gemeinde und Kirchen einbezogen. Offenheit und Transparenz sowie interkulturelle Kompetenz in den Kommunalverwaltungen helfen, wenn es darum geht, Missverständnisse und Vorurteile auf beiden Seiten abzubauen.

SZ: Was kann ein solches Interkulturelles Fest bewirken?

Öney: Ein Interkulturelles Fest bringt Menschen zusammen. In der direkten Begegnung lernen wir uns besser kennen. So können Vertrauen und Verständnis wachsen. Feste zu feiern, miteinander zu essen, zu tanzen und zu singen ist in vielen Kulturen verwurzelt und damit ein Element, das Menschen miteinander verbindet.

SZ: Welche dringlichen Aufgaben sehen Sie bei der Integration im Land?

Öney: Integration vollzieht sich im Dreiklang aus Wollen, Können und Dürfen. Die Menschen müssen auf beiden Seiten Integration wollen und dazu einen aktiven Beitrag leisten. Motivation und Engagement der Zuwanderer ist wichtig. Die Migranten müssen sich über Bildung und Ausbildung integrieren können. Und sie müssen sich integrieren dürfen, ohne dass ihnen Steine in den Weg gelegt werden. Hier ist die Politik, aber auch jeder Einzelne gefragt. Wir brauchen Rahmenbedingungen, die Benachteiligungen verhindern, wir brauchen aber auch in der Gesellschaft ein Commitment gegen Diskriminierung und Rassismus. Ziel von Integration muss es sein, allen Menschen gesellschaftliche Teilhabe und Chancengerechtigkeit zu ermöglichen.

SZ: Wie können die Grundschulen Sprachhürden besser überwinden?

Öney: Die grün-rote Landesregierung investiert in die frühkindliche Förderung, in den Krippenausbau, in die Gemeinschaftsschulen und in den Ausbau von Ganztagsschulen. Zudem setzen wir auf die Arbeit mit den Eltern. Sie sind maßgeblich am schulischen und beruflichen Werdegang ihrer Kinder beteiligt.

SZ: Wo sollten ausländische Mitbürger bei sich ansetzen auf ihrem Weg zur Integration.

Öney: Die Motivation zur Integration muss von den Zuwanderern kommen. Das bedeutet, dass sie sich informieren, dass sie Angebote und Hilfen in Anspruch nehmen, dass sie die Chancen ergreifen, die ihnen dieses Land bietet. Zunächst entsteht Motivation in einem selbst. Sie kann aber wachsen, wenn Zuspruch, Unterstützung und Perspektiven den Integrationsprozess begleiten. Motivation nimmt ab, wenn Enttäuschungen und Zurückweisungen erlebt werden.

© Schwetzinger Zeitung, Freitag, 21.06.2013

 

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