Geld und Zeit für Kinder genügen nicht

Veröffentlicht am 16.06.2008 in Presseecho

Hofgespräch der SPD: Vom Stellenwert der Familie - Forderung nach mehr Betreuungsplätzen für den Nachwuchs

Was sind uns Familien wert? Das Thema diskutierte man eifrig beim Hofgespräch der SPD Schwetzingen, zu der Familie Rebmann in der Viktoriastraße eingeladen hatte. Nicolette Kressl, Staatssekretärin beim Bundesminister der Finanzen, führte in die Materie ein. Sie zeigte auf, dass der Wert der Familie nicht ausschließlich eine Frage des Geldes ist, sondern mindestens ebenso stark von der Infrastruktur und dem Faktor "Zeit" abhängt. Wenn es um Kinderbetreuung und Förderung gehe, schneide Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern etwa Skandinavien nicht unbedingt als Erstligist ab. Darin waren sich die Diskussionsteilnehmer einig.

Kressl unterschied: In Deutschland werde nicht weniger Geld als in anderen Ländern ausgegeben, aber "das Geld wird bei uns anders verteilt". Es werde viel weniger Geld in die unteren Lebensjahre gepumpt als in die oberen, obgleich gerade "bei den Ein- bis Sechs- oder Siebenjährigen die Weichen gestellt werden". Ziel müsse es auf jeden Fall sein, dass "jedes Kind dem Staat gleich viel wert ist".

Weitere finanzielle Entlastungen

Kressl kündigte an, ab 2009 solle es weitere finanzielle Entlastungen für Familien geben. Dies sei wichtig, damit Familien mit geringem Einkommen nicht in eine Armutssituation gerieten. Es müsse auch vorgebeugt werden, wenn sich Väter heute eine Auszeit nähmen: "Männer wollen heute nicht mehr nur Väter werden, sondern auch Väter sein!" Stolz präsentierte Kressl: "Gerade sind wir dabei, ein Gesetz auszuarbeiten, das ab 2013 den unter dreijährigen Kindern einen Betreuungsplatz garantiert." Mit anderen Worten: Der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz wird gesetzlich verankert.

Vorbild Frankreich

Ein Diskussionsteilnehmer erzählte, wie schwierig es sei, einen Betreuungsplatz für ein zweijähriges Kind zu ergattern, während dies offenbar in Frankreich kein Problem sei. Einen Betreuungsplatz für drei bis sechsjährige Kinder im Rhein-Neckar-Kreis zu finden, "das ist ordentlich", stellte Kressl fest. Für 14,9 Prozent der unter Dreijährigen gebe es ein Angebot, die Situation sei hier besser als im übrigen Baden-Württemberg, "aber das ist noch lange nicht genug". Indessen beklagte man nicht nur den Mangel an Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren, sondern auch den Mangel an ausreichenden Deutschkenntnissen bei Vorschulkindern, selbst wenn diese keinen Migrationshintergrund haben.

Dies bedeute im Einzelfall, so Kressl, schlechtere Chancen in der Schule und bei Schulabschlüssen. Der Grund sei: "Es gibt immer mehr Kinder, die allein aufwachsen." Kindergärten benötigten heute gut ausgebildetes Personal, meinte Stadträtin Doris Glöckler.

Faktor Sprache fällt weg

Denn: "Kindergärten übernehmen heute Familienarbeit." Eine angehende Erzieherin erzählte, bei der Ausbildung falle der Faktor Sprache völlig flach.

Im Gegensatz dazu wusste der Vorsitzende des Fördervereins Thorsten Roprecht vom Luther-Kindergarten zu berichten, es gebe eine Sprachförderung und dies sowohl bei Kindern mit als auch ohne Migrationshintergrund.

"Das ist in Schwetzingen schon sehr präsent." Gastgeber Stefan Rebmann fasste noch mal zusammen, wie wichtig es sei, sprachliche Defizite schon im Kindergarten zu erkennen.

Allerdings, so Rebmann, müssten Kinder nicht nur sprachliche, sondern auch soziale Kompetenzen erlernen.

Sibylle M. Derr, Schwetzinger Zeitung

 

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